Rekultivierung und Renaturierung

Rekultivierung und Renaturierung von Abbaustätten stellen eine wesentliche Verpflichtung unserer Industrie gegenüber der Gesellschaft dar. Deshalb ist der Leitspruch „Zurück zur Natur“ für die Kalkindustrie gelebte Verantwortung und tägliche Realität.

Fakt ist, dass im Tagebau betriebene Steinbrüche unweigerlich zu Eingriffen in Natur und Landschaft führen – auch wenn diese nur vorübergehend sind. Schon bei der Planung eines Steinbruchs wird die Folgenutzung des Geländes verbindlich und verpflichtend festgelegt. Während des Abbaus wird dann bereits kontinuierlich renaturiert oder rekultiviert. Die Unternehmen der Steine- und Erdenbranche, so auch die Kalkhersteller, bringen ganz erhebliche finanzielle Aufwendungen zum Erhalt von Natur und Umwelt auf. Dabei sind sie wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig von zunehmenden Anforderungen und Auflagen aus der Umweltschutzgesetzgebung betroffen.

Es ist wissenschaftlich belegt, dass bereits während der Abbauphase Zonen von hohem ökologischen Wert entstehen, die zur Biodiversität beitragen. Viele Tiere und Pflanzen, die sich im Laufe der Evolution auf die schnelle Besiedlung von Gebieten spezialisiert haben, sind heute vom Aussterben bedroht. Für sie stellen noch aktiv genutzte Abbaustätten oftmals die einzigen Rückzugsgebiete dar.

Auf den ersten Blick wirken die nach dem Abbau entstandenen Magerstandorte recht karg. Sie tragen jedoch nicht nur zum Erhalt biologischer Artenvielfalt bei, sondern können auch Korridorfunktionen bei Biotop-Verbundsystemen übernehmen.

Sofern die unvermeidbaren Eingriffe gering gehalten werden und für einen angemessenen ökologischen Ausgleich gesorgt wird, stellt die Rohstoffgewinnung keinen Gegensatz zwischen Ökonomie und Ökologie dar. Rohstoffabbau und Naturschutz ergänzen sich, wenn alle Beteiligten konstruktiv zusammenarbeiten.

Generationenübergreifende Verantwortung – Gestaltung besonderer Nachfolgelandschaften

Exemplarisch stellen wir hier das gelungene Renaturierungsprojekt unseres Mitgliedunternehmens Lhoist Germany Rheinkalk GmbH vor.

Hintergrund:
Um das Jahr 2000 entschied sich das Unternehmen Lhoist, die Wiederherrichtungskonzeption des ehemaligen Sedimentationsbeckens Eignerbach am Standort WülfrathFlandersbach aus den 1970er-Jahren abzuändern. So wurde aus einer ursprünglich gewerblich konzipierten Nutzung dieser Fläche eine Landschaft, die einer naturnahen, landschaftsgerechten Entwicklung überlassen wurde. Offenland- und Gebüschflächen, Still- und Kleingewässer, Baumreihen sowie Steinbiotope bieten vielfältige und besondere Strukturen, die wiederum zahlreichen, auch teilweise in ihrer Existenz bedrohten, Arten im niederbergischen Raum dauerhafte und stabile Lebensräume bieten. Durch einen Wanderweg über das Rekultivierungsgebiet ist die Fläche jedoch nicht nur ein Gewinn für die Biodiversität, sondern auch bedeutend für die Naherholung.

Ein ehemaliges Sedimentationsbecken als besondere Nachfolgelandschaft:
In Kooperation mit den zuständigen Behörden wurde nach der Entscheidung, die Wiederherrichtung abzuändern, das Gesamtkonzept zur Renaturierung des Sedimentationsbeckens erarbeitet. Ein wesentlicher Aspekt des Erfolges liegt in genau diesem Prozesscharakter: Eine intensive, gemeinsame Abstimmung und Mitwirkung sämtlicher Stakeholder*innen – aus hauptamtlichem wie ehrenamtlichem Naturschutz – begründet bis heute das Fundament für eine nachhaltige, konstruktive Zusammenarbeit für diesen bedeutenden Lebensraum. So erfolgte bis heute ein enger Austausch mit den zuständigen Behörden, um diesen Lebensraum bestmöglich weiterzuentwickeln. Aufgrund der besonderen Standortbedingungen und des damit einhergehenden besonderen dokumentierten Artenvorkommens sind nicht nur Nachbar*innen von diesem Angebot begeistert, auch überregional zieht diese Fläche großes Interesse auf sich, sodass regelmäßige Besuche von interessierten Gruppen und Vereinen stattfinden. Die halboffene Naturlandschaft in einem teilweise eingezäunten Bereich, auf dem Auerochsen aus dem Wildgehege Neandertal eingesetzt werden, weckt zusätzliches Interesse, welches von dem weitläufigen Wanderweg aus nachgegangen werden kann

Ergebnis und Fazit:
Die enge konstruktive Abstimmung über den gesamten Projektzeitraum hat die Akzeptanz für das Konzept und den dahinterstehenden Rohstoffabbau bei den Kooperationspartner*innen bewahrt. Darüber hinaus begeistert das „dynamische Ergebnis“ insbesondere auch die Nachbarschaft, Umweltorganisationen sowie Vertreter*innen der Politik und hilft dabei, den Rohstoffabbau in seiner ganzheitlichen Art und Weise wahrnehmbar zu machen. Insbesondere bei begleiteten Besuchen auf diesem Gebiet weitet sich das Bewusstsein für den industriespezifischen Einfluss, der zwar kein kurzfristiger, aber dennoch befristet ist – und die einzigartigen Lebensräume, die im Anschluss mit viel Aufwand und Pflege für Generationen erlebbar werden.

Blick aus Richtung des Aussichtspunktes auf das Rekultivierungsgebiet (Lhoist Germany | Rheinkalk GmbH 2022)
Lhoist Germany Rheinkalk GmbH: Eignerbach Rundwanderweg-Übersichtskarte