Unternehmen und NGOs rufen zu einer engeren Klimazusammenarbeit zwischen den Niederlanden, Belgien und Deutschland auf: „Wir können eine grüne Industrie nur grenzüberschreitend verwirklichen“
In einem offenen Brief rufen unter anderem Bellona Deutschland, HeidelbergCement, General Electric, der Bundesverband der Deutschen Kalkindustrie und der Verein Deutscher Zementwerke die niederländische, belgische und deutsche Regierung auf, besser und stärker zusammenzuarbeiten, um die Schwerindustrie klimafreundlicher zu gestalten. „Eine grenzüberschreitende Infrastruktur ist essenziell, um die Klimaziele zu erreichen“, sagt diese besondere Koalition regionaler Akteure. Sie betont insbesondere die Notwendigkeit einer gemeinsamen Vision für die Abscheidung und dauerhaften Speicherung von CO2-emissionen.
Nicht weniger als 18 Prozent der europäischen Emissionen stammen aus der Produktion von Grundstoffen wie Zement, Stahl und Chemikalien. Ein großer Teil der Produktion dieser Materialien findet im Industriegebiet statt, das sich über die Niederlande, Belgien und Nordrhein-Westfalen erstreckt. Die integrierten Standorte garantieren direkt und indirekt Millionen von Arbeitsplätzen und stellen Produkte her, die Schlüsselbausteine für die Verwirklichung der grünen Transformation sind, wie z.B. Stahl und Beton zum Bau von Windrädern. Um ihrer gesellschaftlichen Rolle gerecht zu werden und den Klimawandel zu bekämpfen, müssen sich diese Unternehmen an den europäischen Klimazielen ausrichten. Gleichzeitig müssen europäische und nationale Regierungen der Industrie die für die Transformation notwendige Infrastruktur zur Verfügung stellen.
Nur wirksam mit einem Mix aus Maßnahmen
NGOs, Unternehmen und Regierungsbehörden sind sich dessen bewusst, dass es keine Wunderwaffe gibt, um die Industrieemissionen in den kommenden Jahrzehnten drastisch zu reduzieren. Stattdessen wird ein Mix von Maßnahmen erforderlich sein.
„Wir müssen uns auf Energieeffizienz, Zirkularität, industrielle Elektrifizierung mit erneuerbarer Energie aus Sonne und Wind sowie die Abscheidung und Speicherung von CO2 konzentrieren“, sagt Erika Bellmann, Leiterin von Bellona Deutschland. „Ein effektiver Zukunftsplan für die Branche erfordert Maßnahmen in all diesen Bereichen, gepaart mit einer Finanzstrategie und der Bereitstellung der erforderlichen Infrastruktur.“
Rolle für CO2-Abscheidung und dauerhafte Speicherung
Der Umstieg auf grüne Technologien ist nicht immer für alle Branchen machbar. Deshalb sei auch die Abscheidung und Speicherung von CO2-Emissionen notwendig, sagen die Unterzeichner des Schreibens. Das abgeschiedene CO2 wird dann in geeigneten geologischen Formationen in der Nordsee dauerhaft gespeichert.
„Der Weg in die Zukunft für die Kalkindustrie ist klar: Unser Energieverbrauch wird aus erneuerbaren Energien stammen. Damit reduzieren wir ein Drittel unserer Emissionen. Die verbleibenden zwei Drittel stammen aus dem Kalkstein selbst, sodass CCS die einzige Option bleibt, um unsere Klimaziele zu erreichen“, erklärt Philip Nuyken, Leiter Energie- und Klimapolitik beim Bundesverband der Deutschen Kalkindustrie.
„Dies erfordert eine grenzüberschreitende Transportinfrastruktur (Pipelines, Schiffe, Lastwagen, Züge), in allen beteiligten Ländern und eine Speicherinfrastruktur in den Niederlanden. Entscheidend ist, dass Belgien, die Niederlande und Deutschland dafür gemeinsam eine Vision und einen Fahrplan erarbeiten“, sagt Erika Bellmann, Leiterin Bellona Deutschland.
Neben der Ausarbeitung eines konkreten Plans fordern die Unterzeichner auch den Abbau von Hemmnissen in der Gesetzgebung, die gezielte Förderung von Klimainitiativen und die Vernetzung mit anderen Industriegebieten im Landesinneren Deutschlands und Frankreichs.
Unterzeichner
Der offene Brief wird unterstützt von: Aramis, Bellona Europa, Bellona Deutschland, Benelux Business Roundtable, Carbon Collectors, Clean Air Task Force, Energie Beheer Nederland, Fluxys, Gasunie, General Electric, HeidelbergCement, Holcim Belgium NV, Bundesverband der Deutschen Kalkindustrie, Lhoist, Natuur & Milieu, Natuur en Milieu Federatie Zuid-Holland, North Sea Port, Port of Antwerp, Port of Rotterdam, Porthos, Shell, Smart Delta Resources, TotalEnergies, Victrol und dem Verein Deutscher Zementwerke (VDZ).