News aus 2023

Klimaziele erreichen – das geht in der Kalkindustrie nur mit CCU und CCS

Mit dem Klimaschutzgesetz hat sich Deutschland zur Klimaneutralität bis 2045 und zur Einsparung von mindestens 65 Prozent der Treibhausgase bis 2030 im Vergleich zu 1990 verpflichtet. Diese ambitionierten Ziele bringen große Herausforderungen für die Industrie mit sich.

Voraussetzungen zur Erreichung der Klimaneutralität sind entsprechende politische Rahmenbedingungen und eine große Bandbreite an Klimaschutztechnologien.

 

CCU und CCS: Technologien zum Schutz unseres Klimas

Zum Werkzeugkasten der Transformation zur Klimaneutralität und damit einem professionellen CO2-Management gehören CCU und CCS als 2 essentielle technologische Bausteine.Denn Mithilfe dieser beiden Technologien kann das CO2 aus industriellen Prozessen, wo es nicht vermeidbar ist, abgefangen werden, bevor es in die Atmosphäre gelangt.
 

Wie funktioniert das?

Nach CO2-Abscheidung an Industrieanlagen kann das CO2 entweder

  • als Rohstoff bzw. eigenständiges Produkt genutzt werden (CO2-Nutzung: Carbon Capture and Utilization/CCU). Durch die Nutzung von CO2, zum Beispiel in der Herstellung von chemischen Grundstoffen, können fossile Brenn- und Rohstoffe substituiert werden.
  • Oder das abgeschiedene CO2 kann permanent im Untergrund, z.B. in stillgelegten Offshore-Gaslagerstätten gespeichert werden (CO2-Speicherung: Carbon Capture and Storage (CCS)). Durch die Speicherung unter der Erde gelangt das CO2 nicht in die Atmosphäre und hat somit keine negativen Auswirkungen auf das Klima.

 

Warum ist CCU/CCS für die Kalkindustrie wichtig?

Der CO2-Ausstoß unserer Branche teilt sich in energiebedingte und prozessbedingte CO2-Emissionen auf. Die energiebedingten Emissionen werden durch klimaneutrale Energieträger perspektivisch wegfallen. Prozessemissionen hingegen sind unvermeidbar, denn beim Brennprozess von Kalk entstehen zu 2/3 rohstoffbedingte CO2-Emissionen durch das dem Kalkstein während des Brennvorgangs entweichende CO2. Anteilig verteilen sich die Emissionen zu 1/3 auf den Brennstoff und zu 2/3 auf das im Kalkstein gebundene CO2.

In Branchen wie der Kalkindustrie ist deshalb Klimaneutralität ohne CCU/S technisch nicht realisierbar.
 

Unsere Wege zur klimaneutralen Produktion

Die Kalkindustrie ist sich dieser Verantwortung bewusst und verfolgt in Ihrer Roadmap zur Erreichung der Klimaziele ein auf 3 Säulen beruhendes Modell, in dem neben CCU/CCS zwei weitere Pfade verfolgt werden:

  • Direkte CO2-Vermeidung durch innovative Ofentechnologien mit erneuerbaren Brennstoffen, denn je weniger CO2 überhaupt erst entsteht, umso besser!
  • Abscheidung von unvermeidbarem CO2 und anschließende Verwertung/CCU bzw. Speicherung/CCS
  • Karbonatisierung bedeutet Wiederaufnahme von CO2 durch Kalkprodukte während ihres Lebenszyklus. Diese natürliche Eigenschaft von Kalk sorgt für eine Wiederaufnahme von 33 % des rohstoffbedingten freigesetzten CO2 bereits im ersten Jahr.

 

Forschung für die Zukunft der Kalkindustrie

Der BVK verfolgt mit seiner Forschungsgemeinschaft zukunftsweisende Projekte und Technologien in allen 3 Säulen des Modells. Hierzu gehören beispielsweise die Reduzierung von CO2-Emissionen, die Erforschung von Methoden zur CO2-Abscheidung sowie von Karbonatisierungsverfahren.

 

Voraussetzungen für CCU und CCS in Deutschland

Das Thema CCU und CCS sowie die damit verbundene Schaffung einer CO2-Transport- und Speicherinfrastruktur ist für die deutsche Kalkindustrie also von enormer Bedeutung, um die Klimaziele unter den unveränderbaren Gegebenheiten erreichen zu können.

Das Kohlendioxidspeicherungsgesetz aus dem Jahr 2012 regelt die Anwendung von CO2-Speicherung in Deutschland und verbietet de facto die Onshore-Speicherung von CO2. In den letzten Monaten zeigten sich Vertreter der Bundesregierung jedoch zunehmend offener gegenüber CCU/S.

Robert Habeck brachte es anlässlich eines Informationsbesuchs des CCS-Leuchtturmprojektes der HeidelbergCement in Breivik/Norwegen Anfang Januar 2023 auf den Punkt: „Ich habe das CO2 lieber unter der Erde als in der Atmosphäre“.
Habecks Ministerium hat dementsprechend für 2023 eine „Carbon Management Strategie“ angekündigt, um den Rechtsrahmen für CO2-Abscheidung, -Transport,
-Speicherung und -Nutzung in Deutschland zu prüfen.

Im Bundestag laufen Debatten zur Speicherung und Nutzung von Kohlendioxid und auch Friedrich Merz hat im Januar 2023 über die Notwendigkeit von CCS zur Erreichung der Klimaziele berichtet und fordert eine größere Offenheit für CCS-Technologien auch in Deutschland.

Wichtig ist nun die politische Unterstützung zur Einrichtung einer notwendigen Transport-Infrastruktur sowie die schnelle Genehmigung zur Nutzung und Speicherung als Teil des industriellen CO2 Managements in Deutschland.

 

CCS/CCU auf europäischer Ebene

Dänemark ist seit Jahren Vorreiter beim Ausbau einer CO2-Infrastruktur und der Speicherung von CCS. Auch die Niederlande und Norwegen bieten bereits heute CO2-Speicher und eine CO2-Infrastruktur an.

Das dänische Vorreiter-Programm erhielt von der EU-Kommission Mitte Januar 2023 eine Zusage von 1,1 Milliarden Euro. Eine notwendige und wichtige Entscheidung auf dem Weg zur CO2-Neutralität und gleichzeitig ein Bekenntnis zu CCS auf europäischer Ebene!

 

 

Quelle: Euroean Commission: policy ccs: carbon capture, use and storage