Besonderer Härtefall

Preiswert weiches Wasser durch Kalk

Der Wunsch nach weichem Wasser ist nicht nur ökologisch betrachtet berechtigt. Oft stellt sich die Frage, ob das Wasserwerk oder die Verbrauchsstelle der vorteilhaftere Ort der Enthärtung ist. Eine Untersuchung zeigt, dass unter Einbeziehung aller Ökofaktoren, die zentrale Enthärtung beim Wasserversorger mit dem Einsatz von Kalkprodukten die sinnvollere Lösung ist. Entscheidend ist aber auch, dass die Enthärtung überhaupt eine Reihe großer Vorteile hat.

Hartes Wasser schafft Probleme

Die Versorgung mit hartem Wasser, im Härtebereich 3 oder 4, ist für den Verbraucher nicht nur durch Kalkablagerungen, den erhöhten Reinigungsaufwand und einen stärkeren Energieeinsatz in der Warmwasserversorgung ein Problem. Auch größerer Waschmittelverbrauch und Schwermetall-Emissionen aus der Trinkwasserinstallation lassen den Ruf nach weichem Wasser laut werden.

Politik des weichen Wassers

Viele Kommunen scheuen den Aufwand von Enthärtungsanlagen und verweisen auf handliche Geräte für private Haushalte. Sie stellen den Verbraucher vor die Alternative, teureres Wasser ab Werk oder dezentrale Enthärtung auf Kosten der Einzelverbraucher. Im Zusammenhang mit der Frage der Nachhaltigkeit ist jedoch die Ökobilanz insgesamt zu sehen. Und da schneiden viele kleine Anlagen gegenüber einer zentralen ökonomisch meist schlechter ab.

Erfahrene Verfahren

Um beiden Meinungen in der Frage der Wasserenthärtung Fakten an die Hand zu geben, ist eine Studie vom Frauenhofer Institut in Karlsruhe durchgeführt worden. Sie belegt, dass Wasserenthärtung auf jeden Fall ökologisch sinnvoll ist. Zweitrangig war die Frage, ob zentrale oder dezentrale Anlagen ökonomisch im Wettbewerb bestehen können.

Unterschiedliche zentrale, großtechnische Enthärtungsverfahren von Trinkwasser wurden auf ihre Ökobilanz hin untersucht. Jedes der Verfahren sorgt unter den verschiedenen Arbeitsbedingungen des Wasserwerks für eine optimale Enthärtung. Als dezentrales Verfahren wurden Ionenaustauscher in die Untersuchung mit einbezogen.

Klartext: Verbraucherwünsche

In einem bestimmten Testgebiet wurde eine Verbraucherbefragung durchgeführt, die bestätigte, dass bei zunehmender Unzufriedenheit mit der Härte, der Qualität, der Nutzung als Trinkwasser, steigendem Wohlstand und ökologischer Orientierung die Zahl der Haushalte mit dezentraler Enthärtung zunimmt. In dem Testgebiet hatten immerhin 36% der Haushalte fest installierte Wasseraufbereitungsgeräte.

Ökologische Indikatoren

Ausgehend vom Ergebnis der Befragung wurden unter großem Detailaufwand - vom Transportlärm bis zur Waschmittelreduzierung, vom Treibhauseffekt bis zum durchgehenden Stofffluss — alle Indikatoren in die Bewertung einbezogen, insbesondere:

  • Energieverbrauch für die verschiedenen Enthärtungsverfahren
  • Energieeinsparungen der Haushalte — abhängig von der Warmwasserbereitung
  • Verbraucherverhalten (Reinigungsmittel)
  • Kupferkorrosionsrate und der Anteil der Trinkwasserleitungen aus Kupfer
  • Entsorgungsmöglichkeiten der Reststoffe

Und wer zahlt nun die Zeche?

Der Verbraucher fühlt nicht nur die Härte des Wassers, sondern vor allem die Luft in seinem Portemonnaie. In der Abwägung ist die Finanzierung der entscheidende Faktor zur Prüfung des ökologischen Gewissens. Die folgende Tabelle gibt Auskunft:

Gegenüberstellung der Kosten und des Einsparpotenzials für einen Durchschnittshaushalt durch Verminderung der Härte im Trinkwasser von Härtegrad 3 bzw. 4 auf Härtegrad 2
Angaben in €/m³ Zentrale Enthärtung
Kosten Verfahrenstechnik (ohne Kosten für Gebäude, Abwasserentsorgung, Pilotierung und Planung) 0,10 – 0,50
Kostenersparnis im Haushalt 0,50 – 0,60
Kostenersparnis bei Stilllegung einer dezentralen Enthärtung (Ionenaustauscher) 0,60 – 0,90

 

Die Angaben sind eindeutig. Bei einem Normverbrauch von 50 m3/a pro Person liegt die Einsparung bei 50-60 Cent pro Kubikmeter. Wird der Ionenaustauscher stillgelegt, erhöht sich natürlich das Einsparvolumen. Harte Zeiten also für hartnäckige Kommunen, die die Investition einer Enthärtungsanlage scheuen und für Lokalpolitiker, die die Ökobilanz des Wasserpreises den Verbrauchern nicht transparent zu machen verstehen. Dabei sind einige der wesentlichen Zusatzeffekte der dezentralen Enthärtung mit Kalkzugaben noch gar nicht berücksichtigt, die einen leicht gestiegenen Wasserpreis zusätzlich zu rechtfertigen helfen:

  • Auswirkungen auf die Industrie, Kraftwerke und Gewerbe
  • Komfortgewinn der Verbraucher
  • Verlängerung der Nutzungsdauer von Haushaltsgeräten
  • Geringere Belastung der Kläranlagen
  • Zusätzliche Reinigung des Rohwassers bei zentraler Enthärtung

Alle weichen und harten Faktoren zusammengefasst finden Sie in der Tabelle:

Die Frage zentrale oder dezentrale Enthärtung ist natürlich auch vom jeweiligen Willen und dem Informationsgrad der Bürger abhängig. Wichtig ist, Kalk ist aus ökologischen und ökonomischen Gründen als zentrale Substanz der Wasserenthärtung nicht wegzuwählen — und damit politisch neutral.