Der Energiebedarf wächst rasant
Aktuell benötigt die Kalkindustrie im Vergleich zu anderen Sektoren relativ geringe Mengen an elektrischer Energie in ihren Werken. Dieser elektrische Energiebedarf entsteht größtenteils durch die Aufbereitung des Kalksteins z.B. mit Brechern oder Mühlen. Der Großteil des Bedarfes fällt bedingt durch den Brennprozess auf thermische Energie zurück. Als energieintensivster Prozess der Kalkherstellung ist er für etwa 81% des Gesamtbedarfes verantwortlich.
Zukünftig werden für die Herstellung von klimaneutralem Kalk etwa 7 TWh an zusätzlicher Energie benötigt. Mit +475% steigt besonders der elektrische Energiebedarf enorm an, was vor allem daran liegt, dass die zur CO₂-Abscheidung notwendigen Verfahren große Energiemengen erfordern. Die hohen CO₂-Qualitäts- und Reinheitsanforderungen, etwa für den Transport und die anschließende Speicherung von CO₂, treiben diesen Energiebedarf weiter in die Höhe, da neben der Abscheidung auch eine energieaufwendige Aufreinigung und Verflüssigung benötigt wird. Zusätzlich steigern Maßnahmen, die notwendig sind, um das gesamte Werk klimaneutral zu gestalten, den Bedarf an erneuerbarer Energie.
Die Verfügbarkeit von erneuerbarem Strom sowie klimafreundlicher thermischer Energie und der Ausbau der notwendigen Kapazitäten und Netze sind für die Transformation der Industrie in Deutschland deshalb von entscheidender Bedeutung, um den steigenden Energiebedarfen gerecht zu werden.
Klimaneutrale Produktion führt zu Mehrkosten
Für die Transformation unserer Industrie werden wir verschiedenste Investitionen tätigen. Im Fokus stehen dabei neue Anlagen, die im Zuge der klimaneutralen Kalkherstellung installiert werden. Neben Anlagen zur CO₂-Abscheidung, -Aufbereitung und -Verflüssigung werden neue Öfen gebaut oder ggf. bestehende Öfen umgerüstet. Aber auch abseits der Großanlagen gibt es diverse Bereiche, die Investitionen erfordern. Beispielhaft zu nennen wären hier eine eigene Stromerzeugung, bspw. mittels Photovoltaik, oder die Errichtung von Aufbereitungsanlangen und Lagerfläche für Biomasse. Zudem ist unklar, in welchem Umfang die einzelnen Werke an die CO₂- und Wasserstoffinfrastruktur angeschlossen werden. Auch in diesem Bereich sind Investitionen zu tätigen.
Bereits heute investieren wir stetig in die Instandhaltung unserer Werke, moderne Anlagentechnik und die Erforschung neuer Technologien. Zusätzlich zu diesem Investitionsvolumen ergibt sich ein Mehrinvestitionsbedarf von ca. 3-5 Milliarden Euro für eine klimafreundliche Kalkindustrie.
Auch nach Errichtung der benötigten Peripherie zur Herstellung von klimaneutralem Kalk ist mit Mehrkosten entlang der Produktkette zu rechnen. Für die Vermeidung von CO₂-Emissionen fallen Kosten für die CO₂-Abscheidung und –Aufbereitung, den CO₂-Transport sowie die CO₂-Nutzung oder -Speicherung an. Die genauen Ausgaben lassen sich nur schwer abschätzen, jedoch gehen wir davon aus, dass die gestiegenen Produktionskosten mindestens zu einer Verdopplung des aktuellen Produktpreises führen.