News aus 2022

Mitgliederversammlung des Bundesverbandes der Deutschen Kalkindustrie e.V.

Vom 30. Juni bis zum 01. Juli 2022 fand die diesjährige Mitgliederversammlung des Bundesverbands der Deutschen Kalkindustrie e.V. auf dem Petersberg bei Bonn statt.

Zeitenwende der Kalkindustrie

Geprägt wurde die wichtigste Zusammenkunft der Kalkindustrie insbesondere von der Frage der Planungssicherheit der Weltwirtschaft und der deutschen Wirtschaft, die durch die Covid19-Pandemie in den vergangenen 2 Jahren beherrscht und nun zusätzlich durch die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs bestimmt wird.
Eng mit der anhaltenden Pandemie und dem Ukraine-Krieg verbunden bedeuten insbesondere die Unwägbarkeiten und hohen Kosten der Energieversorgung der energieintensiven Kalkindustrie und die Suche nach alternativen Energielieferanten sowie sonstige Lieferkettenengpässe große Herausforderungen auch für die Kalkindustrie. Hinzu kommen die Inflation, die Zinsentwicklung und die Gefahr einer weltweiten Rezession.

Die Forschung und Suche nach alternativen Energielösungen steht somit im Focus der Kalkindustrie, muss aber notwendigerweise durch langfristig ausgerichtete strukturelle politische Maßnahmen zur Sicherung der Energiemärkte und Beschleunigung der Energiewende unterstützt werden.

Das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 steht mit der Lösung der Energiewende in enger Korrelation. Hier hat sich die Kalkindustrie in Ihrer gemeinsamen Roadmap verpflichtet, bis spätestens 2045 in allen Werken die Kalkprodukte ohne einen CO2 Austrag, also klimaneutral zu produzieren. Mit drei Technologiepfaden ist der Weg dahin vorgezeichnet. Viele Mitgliedsunternehmen sind bereits in konkreten Projekten zu biogenen Brennstoffen, der Produktion und dem Einsatz von grünem Strom sowie zur CO2 Abscheidetechnik und verstärkten Karbonatisierung.

Ein Kernpunkt der Roadmap ist die Abscheidung und Weiterverarbeitung bzw. Verpressung unseres zu 2/3 rohstoffbedingten und nicht minderbaren CO2.

Der Feststoffreaktor zur CO2 Abscheidung von Prof. Eckehard Specht und der Uni Magdeburg ist hier der zentrale Baustein. Das gemeinschaftliche AiF-IGF Forschungsprojekt wurde mit der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg und der Ruhr-Universität Bochum in den vergangenen 2 Jahren durchgeführt und erforschte die Grundlagen für die nun greifbare künftige Umsetzung der Verfahrenstechnik zur CO2-Abscheidung im Reallabormaßstab direkt am Kalkwerk. Die Planung, Auslegung und Skalierung des Reallaborprojekts wurde in 2021 ebenfalls in Kooperation mit der Universität Magdeburg durchgeführt und mündete in der Einreichung des nun in einer ersten Phase bewilligten Projektantrags im BMWK Förderprogramm „Dekarbonisierung in der Industrie“ im Frühjahr 2022.

Das Reallaborprojekt wird dabei zukünftig von einem Konsortium zahlreicher deutscher und österreichischer Mitgliedsunternehmen und in Zusammenarbeit mit dem Biochemie Start-Up Electrochaea GmbH durchgeführt. Electrochaea wird im Projekt den Part der CO2-Verwertung (CCU) ausfüllen und die aufkonzentrierten CO2-Abgase in einem Bioreaktor in Biomethan umwandeln, welches bei einer industriellen Umsetzung wiederum zur Befeuerung des Kalkbrennofens oder anderweitig als Brennstoff genutzt werden könnte.

Das vorgestellte Vorhaben ist von entscheidender Relevanz, da die zu erforschende CO2-Abscheidetechnologie als End-of-Pipe-Lösung zur Abtrennung von unvermeidbarem, prozessbedingten CO2 an nahezu allen bestehenden Kalkbrennöfen sowie branchenübergreifend auch für andere CO2-Quellen eingesetzt werden kann. Die Kalkindustrie bringt diese Möglichkeit einen ganz entscheidenden Schritt weiter in Richtung der in der Roadmap verankerten Zielsetzung „Über die klimaneutrale Produktion zur klimapositiven Industrie“.

Rohstoffgewinnung in Deutschland

Gastredner auf der Mitgliederversammlung war Prof. Dr. Ralph Watzel, Präsident der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR). Er stellte in seinem Vortrag, „Hat die Rohstoffgewinnung in Deutschland noch eine Zukunft?“ nicht nur die Rohstoffstrategie der Bundesregierung vor, sondern setzte sich auch intensiv mit Akzeptanzfragen der Rohstoffgewinnung und den Möglichkeiten der Gasproduktion in Deutschland und der CO2 Infrastruktur und Verpressung auseinander. Die BGR als zentrale Forschungs- und Beratungseinrichtung der Bundesregierung auf dem Gebiet der Geowissenschaften und Rohstoffe widmet sich insbesondere der rohstoffwirtschaftlichen und geowissenschaftlichen Beratung der Bundesregierung und der deutschen Wirtschaft zur langfristigen Sicherung der Rohstoff- und Energieversorgung der Bundesrepublik Deutschland und dem nachhaltigen Georessourcenmanagement. Sie ist ein enger Partner auch der Kalkindustrie in der Sicherung und Abbaubarkeit mineralogischer Rohstoffe.


Personelle Veränderungen

Neuer Vorsitzender des BVK ist Thomas Perterer, CEO der Lhoist Germany Wülfrath, dem größten deutschen Kalkhersteller. Er folgt auf Dr. Kai Schaefer, Geschäftsführender Gesellschafter des Familienunternehmens Schaefer Kalk, der gemeinsam mit Dr. Burkhard Naffin, CEO Fels-Werke GmbH, als stellvertretende Vorsitzende weiter dem BVK vorstehen. Zudem wurde den Mitgliedern der neue technische Geschäftsführer Dr. Klaus-Ruthard Frisch vorgestellt.

Weiterführende Informationen zur Personalia entnehmen Sie bitte unseren separaten News auf der Website.