Zum einen absorbierten die aus dunklen Steinen erbauten Häuser auf den Inseln der Kykladen das Sonnenlicht und erhitzten sich dadurch in den griechischen Sommern stark. Weiße Farbe schaffte durch die reflektorische Wirkung Abhilfe.
1938 erlebte Griechenland zudem einen Cholera-Ausbruch. Als Eindämmungsmassnahme der Epidemie wurden die Bürger angewiesen, ihre Häuser mit Kalkfarbe weiß zu streichen. Der Hintergrund: der in der Farbe enthaltene Kalk ist ein starkes Desinfektionsmittel, weshalb man die Häuser im Mittelmeerraum bis heute damit streicht. Die mit Kalkfarbe gestrichenen Gebäude setzen durch diese positive Eigenschaft von Kalk kaum Bakterien und Schimmel an.
Fensterläden und Türen wurden aus Kostengründen mit Farbresten, die von den Bootsanstrichen übrig waren, blau gestrichen. Aufgrund seiner Bestandteile war Blau in der Regel die günstigste verfügbare Farbe.
Das Blau der Häuser und Dächer mischten die Bewohner aus Kalkfarbe und dem Reinigungsmittel „loulaki“ (blaues Pulver) an, das die meisten Bewohner ohnehin zu Hause vorrätig hatten. Auch dies war eine kostengünstige und einfach anzufertigende Lösung.
Inzwischen sind die Farben Blau und Weiß ein Markenzeichen vor allem der Kykladen-Inseln geworden.
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